Besuch: Film International – Irans ältestes Magazin zum iranischen und internationalen Kinomarkt
Im Rahmen des jüngsten Teheran-Besuchs Ende Mai 2016 statteten Stefan Piasecki sowie 4 seiner deutschen Studierenden des 2. und 8. Fachsemesters Soziale Arbeit / Religions- und Gemeindepädagogik der CVJM-Hochschule in Kassel und 4 Studierende der Universität Teheran dem traditionsreichsten iranischen Kinomagazin, „Film International“, einen Besuch ab.
Chefredakteur Abbas Yari nahm sich gerne Zeit, die Gruppe durch die Redaktion zu führen und Fragen zum iranischen Filmemarkt zu beantworten.
„Film International“ existiert seit 34 Jahren und damit seit kurz nach der Islamischen Revolution. Es überspannt in seiner Berichterstattung daher die unterschiedlichsten Phasen und Ereignisse, denen der moderne Iran sich in den letzten Jahrzehnten ausgesetzt sah.
Der Kinomarkt hat sich seit den frühen 1980er Jahren stark entwickelt. Die Tradition iranischer Filmeproduktion, die bis in das frühe 20. Jh. zurückreicht, wurde in dieser Zeit fortgeschrieben und mit modernen Aufnahmeverfahren und Erzählformaten verfeinert.
Nach wie vor liegt die große Stärke der iranischen Filmemacher in der Produktion von Sozialdramen. Im Kino dominieren inländische Produktionen.
Dies liegt jedoch, so Abbas Yari, nicht etwa daran, dass Iraner keine ausländischen Filme mögen. Vielmehr sei der Raubkopierermarkt so stark, dass so gut wie alle internationalen Filme mit Verfügbarkeit oder schon früher auf gebrannten DVDs oder per Download erhältlich seien. Kämen sie dennoch ins Kino, wären sie oft um unmoralische oder stark gewalthaltige Szenen gekürzt – auch in Deutschland werden Filme hinsichtlich ihrer Jugendgefährdungspotenziale untersucht und u.U. erst mit Schnittauflagen für bestimmte Altersstufen freigegeben. Der Begriff der „sozialethischen Desorientierung“ spielt in Deutschland eine Rolle – im Iran hingegen werden Szenen, die gegen gängige moralisch-religiöse Auffassungen verstoßen, entsprechend geschnitten.
Iranische Kinogänger stünden so vor der Entscheidung, für weniger Geld eine ungeschnittene ausländische Fassung zu erstehen oder mehr für den Besuch eines aufbereiteten und freigebenen Kinofilms zu bezahlen.
„Film International“ ist nach wie vor die auflagenstärkte Filmpublikation des Iran. Sie hat, wie viele andere Zeitschriften weltweit, aufgrund des Internets und des dortigen Alternativangebots an Berichten und Rezensionen, ca. 25% ihrer Auflage eingebüßt, genießt unter iranischen Filmfans aber nach wie vor Kultcharakter.