Besuch im Teheraner Friedensmuseum, 13.5.2017
Einer Einladung folgend besuchte Prof. Dr. Stefan Piasecki am 13. Mai 2017 das Friedensmuseum in Teheran.
Es liegt am Nordausgang des historischen Stadtparks Parke Shahr unweit des Außenministeriums. Während die Umgebung des modernen Gebäudes Kunstwerke mit Friedensmotiven aufweist, ist das Innere dem Anlass entsprechend gediegen, still, edel und übersichtlich gestaltet.
Im Fokus stehen die internationale Friedensarbeit sowie die Auseinandersetzung mit Kriegen und ihren Anlässen. Die Ausstellung zeigt einige moderne Waffensysteme wie Minen und Streubomben und informiert über deren furchtbare Wirkung. Kinderzeichnungen an den Wänden zeugen von der Vielzahl von Workshops für wissenschaftliche, professionelle und ebenso auch minderjährige Besucher. Das direkte Gespräch mit Menschen ist dem ehrenamtlichen Betreiberteam ein besonderes Anliegen. Veteranen des Irakisch-Iranischen Krieges sind im Leitungsteam tätig oder führen Besucher herum. Sie waren teilweise selbst von Verstümmelungen oder Giftgasangriffen betroffen und sind bis heute von diesen gezeichnet. Die Aussöhnung mit dem Irak steht im Vordergrund. Berichtet wird, dass auch in Kriegstagen der Feind nicht im gegnerischen Soldaten, sondern in der Führung Saddam Husseins gesehen wurde.
Internationale Kooperationen bestehen bis nach Japan und Europa. Die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki und ebenso die Schrecken des ersten Weltkrieges werden in eigenen Schwerpunkten behandelt.
Inhaltlich fühlt man sich Friedenspolitik, internationalem Ausgleich, Abrüstung und der Friedensforschung verpflichtet.
Von besonderem zeitgeschichtlichen Wert sind gesammelte Zeugenaussagen von Kriegsveteranen, die im Haus selbst aufgezeichnet und bearbeitet werden können.
Ergänzend zu der ständigen Ausstellung werden immer wieder besondere Thementage oder Tagungen veranstaltet. Das nationale Koordinationsbüro der internationalen „Mayors for Peace“-Bewegung ist ebenfalls in dem Gebäude ansässig.
Wenngleich das Friedensmuseum eine Vielzahl wichtiger Artefakte und Ausstellungsthemen beherbergt, fällt aus deutscher Sicht das Fehlen der für Deutschland und Europa wichtigen Rolle der deutschen Friedensbewegung auf, die sich an dem NATO-Doppelbeschluss 1979 als gesellschaftliche Kraft entzündete und in Westdeutschland Ostermärsche mit mehreren hunderttausend Teilnehmern und riesigen Friedenskonzerten (unvergessen: BAP in den Bonner Rheinwiesen am 10. Juni 1982 – vor genau 35 Jahren) hervorbrachte. In der ehemaligen DDR entstanden aus ersten „Montagsgebeten“ die später Geschichte schreibenden Massendemonstrationen und vor allem die Kultur der „Runden Tische“, welche ab Herbst 1989 die notwendigen Transformationsprozesse in der DDR friedlich bleiben ließ.
Der Vorschlag von Stefan Piasecki, deutsche Studierende der CVJM-Hochschule in Kassel hierzu einen Ausstellungsbeitrag erstellen zu lassen, wurde von der Leitung des Friedensmuseums erfreut aufgenommen. So werden nun von einer kleinen Gruppe, bestehend aus Julia Bretschneider, Tobias Meyer und Stefan Piasecki, insgesamt sechs Poster produziert, die die Geschichte der deutschen Friedensbewegung in Ost und West und ihre Bedeutung für den Frieden in Europa illustrieren. Sie sollen später im Rahmen einer Sonderausstellung in Teheran vorgestellt werden.