„Karawanen in der Luft“: Sonderausstellung im Junkers-Museum in Dessau eröffnet (Feb. 2024)
(2.2.2024) Eröffnung der von mir kuratierten und auf den Recherchen zu meinem historischen Fliegerroman „Himmelsleiter“ beruhenden Sonderausstellung „Karawanen in der Luft“ über den Junkers-Luftverkehr Persien, die erste iranische zivile Fluggesellschaft. Diese wurde, nach Start eines Testbetriebs ab 1924, von 1927-1932 von der deutschen Firma Junkers in Dessau betrieben. Junkers hatte in den 1920er Jahren einen Anteil am Weltluftverkehr von 40%, vergleichbar mit Boeing heute. In den fünf Jahren des Betriebes wurden regelmäßige Strecken von Teheran nach Baku, Bagdad, Buschehr und Maschad geflogen. 8 Flugzeuge vom Typ F 13 und W 33 flogen in dieser Zeit 2.5 Mio. km und beförderten 20.000 Passagiere sowie 800.000 kg Fracht. Sondertransportflüge wurden durchgeführt für: Sanitätstransporte, Medikamententransporte, Postwesen, Leichentransporte, zur Luftbildanfertigung für den Eisenbahnbau u.v.m.
Während der gesamten Betriebszeit gab es keine Unfälle, Personen- oder Frachtschäden!
Die Perser gewannen bald Vertrauen in das Verkehrsmittel Flugzeug. Während der persische Passagieranteil 1927 nur 10% betrug, waren es 1932 bereits 75%. Übrigens waren es Frauen, die sich den Flug zuerst zutrauten. Erst nach ihnen wagten es auch die zunächst zögerlichen Militärs und Geistlichen, sich dem Himmel mit Maschinenkraft zu nähern.
Das bis heute hohe Ansehen deutscher Firmen, Waren und Dienstleistungen in Iran wurde in dieser Zeit begründet.
Neben Grußworten u.a. des Museumsvorstandes Hr. Bissot, des Kulturstaatssekretärs Sachsen-Anhalts Hr. Dr. Putz und der Kulturamtsleiterin der Stadt Dessau Frau Willing-Stritzke durfte ich einen Vortrag über die Anfänge der persischen Luftfahrt halten sowie die geopolitischen und ökonomischen Hintergründe des Unternehmens. Zunächst wurden Auslandsaktivitäten deutscher Firmen von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges argwöhnisch beäugt. Es ist der erfolgreichen Diplomatie des damaligen Gesandten Graf Schulenburg zu verdanken, dass kulturelle und politische Verbindungen zwischen Deutschland und Iran entstanden, die bis heute positiv wirksam sind. Er vertrat nicht nur deutsche Interessen, sondern vermittelte häufig aktiv auch zwischen Briten, Sowjets und den Persern in Streitsachen und erwarb sich bald breites Vertrauen.
Ich habe mich sehr gefreut über Besucher, die aus Berlin, Leipzig, sogar der Oberpfalz und München angereist sind. Neben politischer Prominenz aus Land und Stadt kamen die Urenkelin des Flugpioniers Charlotte Junkers, der Bürgermeister von Falkenberg Matthias Grundler, wo ich mich forschend und lehrend mit dem Grafen Schulenburg beschäftige, und auch Benjamin Herold, der gegenwärtig die Hörbuchversion von „Himmelsleiter“ einspricht.
Die Kulturstadt Dessau war wieder einmal (und ist es jederzeit) eine Reise wert. Zu danken ist insbesondere auch dem Land Sachsen-Anhalt für die finanzielle Förderung dieser Ausstellung, die nicht zuletzt interkulturelle Diplomatie und kooperatives Verwaltungshandeln vor 100 Jahren repräsentiert.
Die Ausstellungselemente sind auch als Wanderausstellung zu buchen. Mehr dazu auch bei mir auf Instagram.