Vortrag: „Deutsch: Sprache, Kultur, Wissenschaft – Perspektiven deutsch-iranischer studentischer Kooperation in virtuellen Lernräumen“ an der Universität Teheran (28. – 31. Mai 2016) in Teheran
„Deutsch: Sprache, Kultur, Wissenschaft – Perspektiven deutsch-iranischer studentischer Kooperation in virtuellen Lernräumen“. Vortrag in der Sektion 5 „Sprachenpolitik, Kooperationen mit deutschen Partnern und neue Perspektiven“ auf der „Deutschkonferenz Iran 2016 – Zur deutschen Sprache im Iran: Zwischen Kultur, Wissenschaft und beruflicher Bildung“, veranstaltet vom Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD und der Universität Teheran (28. – 31. Mai 2016) in Teheran.
Wie können Forschungskooperationen initiiert werden, die Studierende unterschiedlicher Länder verbinden und ihre jeweiligen kulturellen, gesellschaftlichen und infrastrukturellen Stärken und Möglichkeiten berücksichtigen? Welche Rolle können soziale Medien und virtuelle Lernplattformen spielen? Wie können studentische Forschungskooperationen gleichwohl niederschwellig sein und dennoch erfolgreich?
Auf Einladung des DAAD und der Universität Teheran skizzierte Stefan Piasecki Möglichkeiten und Grenzen moderner Onlinelehre, besondere Herausforderungen aufgrund nicht-personal erfolgender Kommunikation und stellt Überlegungen zur Durchführung gemeinsamer Forschungsarbeiten an.
Internationale Forschungskooperationen auch auf studentischer Ebene hätten den großen Vorteil, dass die jeweils anderen an einem Thema arbeitenden Parteien Ressourcen und Archive vor Ort nutzen und damit die Materialbeschaffung anderer unterstützen könnten. Das Beschaffen einer iranischen Originalquelle oder die Inaugenscheinnahme eines Objekte sei von dort aus wesentlich leichter als von Deutschland aus. Der Aufwand hierfür halte sich darüber hinaus häufig in Grenzen.
Wichtig sei es aber, Studierende nicht nur auf ein gemeinsames Thema einzuschwören, sondern ihnen früh Grundlagen der non- und interpersonalen Kommunikation zu vermitteln, das Management von Konflikten zu thematisieren und sie auch hinsichtlich der Grundlagen von Projektmanagement zu schulen.
Piasecki nannte diese Form der internationalen Sekundäranalyse gemäß des Prinzips der Masse „Schwarmrecherche“: Von verschiedenen Richtungen zusammengetragene Quellen und Informationen ergeben ein profundes Gesamtbild, das als Grundlage zur Beantwortung einer ganz bestimmten Fragestellung dienen mag.
Für die Literaturwissenschaften wäre bspw. der Diskurs oder die Darstellung eines Sachverhaltes aus unterschiedlichen Perspektiven denkbar: Welchen Niederschlag fand ein bestimmtes kulturelles oder wirtschaftliches Ereignis in der Literatur des jeweiligen Landes? Bekannte deutsche oder iranische Dichter oder Autoren und ihre Querverbindungen, Herkunfts- und Aufenthaltsorte, Beweggründe und Motivationen kommen nun in den Blick. Welche Orte aus Deutschland oder Persönlichkeiten lassen sich in iranischer Literatur finden? Welche komplementären Informationen sind in Deutschland zu entdecken? Welche wichtigen künstlerischen Werke thematisieren das jeweils andere Land und seine Kontexte überhaupt? Gemischt-nationale Studierendenteams würden in der Kooperation auf Erkenntnisse stoßen, die sie sonst kaum gemacht hätten.
Gänzlich neue Ansätze ergeben sich zudem durch „gamifizierende“ Elemente, die motivationspsychologisch unterhaltende Inhalte zulassen und den Wettbewerb unter Studierenden fördern. Leistungen werden nicht mehr alleine benotet, sondern können durch grafische Symbole vermittelt und honoriert werden oder es werden zusätzliche Inhalte freigeschaltet, die nicht jedem zur Verfügung stehen.
Für die geschilderte „Schwarmrecherche“ muss der virtuelle Raum verlassen werden und es lohnt sich, weil Organisations- und Kommunikationskompetenzen gleichzeitig mit geschult werden. Der gemeinsame Abgleich, das gemeinsame „Entdecken“ von Ergebnissen in Deutschland und im Iran gleichermaßen sind unterhaltsam, ergebnisreich und inspirierend. In Arbeitsformen wie diesen finden sich die Vorteile von hybriden Lernformen.
In der Verknüpfung klassischer mit modernen Vermittlungsformen lassen sich studentische Neugier und Inspiration wecken, aus eigener Motivation heraus das Lerngebiet zu durchschreiten und darüber hinaus auszugreifen.
Unabhängig von den konkret zu erlernenden und später abzuprüfenden Lehrinhalten können auf diese Weise neben Sprachkenntnissen gleichzeitig und quasi nebenbei auch kulturelle Besonderheiten, Fakten und Praxistipps und –tricks für eine spätere wissenschaftliche oder berufliche Arbeit im Iran oder in Deutschland bereits im Studium so erworben werden, dass sie nicht als zusätzliche Lernbelastung wirken.