GeeksRun – Eine kleine Reflexion der Spiele- und Motivationsmechanismen
Seit der Ankündigung vom 24. Dezember 2015 sind viele Tage vergangen, nun wird es Zeit, die Ergebnisse zu präsentieren. GeeksRun kann in die Genres Gaming und Sport eingeordnet werden. GeeksRun richtet sich an Menschen, die gerne Gaming und ihr individuelles Training miteinander verbinden wollen. Sie haben die Chance, sowohl Ihr klassisches Training fortzuführen, als auch mithilfe von neuen Features für gute Unterhaltung während des Trainings zu sorgen.
Im Gegensatz zu anderen Tracking-Apps hat GeeksRun nicht das Ziel, Trainingsläufe und andere Informationen in einer Cloud zu speichern, sondern behält Daten über die Performance des Läufers, die täglichen Strecken und Musikgewohnheiten auf dem eigenen Smartphone. Die Intention dahinter ist es, dem Nutzer die volle Verantwortung und Kontrolle zurückzugeben. Dieser Anspruch hat den Nachteil, dass Vergleiche mit Freunden oder Kollegen nicht ohne weiteres möglich sind. Dennoch bedeutet das nicht, dass GeeksRun ein reines Singleplayer-Game ist. Im Gegenteil, es ist durchaus möglich, mit den Import- und Export-Funktionen Trainingsläufe untereinander auszutauschen.
GeeksRun bietet folgende Features an:
– Challenge
– GeoPlayer
– Musikplayer
– Trainingsdaten
– Ranking und Leistungs- und Pokalübersichten
– Replay (Simulator)
– diverse Einstellungsmöglichkeiten
Die Challenge ist im Kern eine Simulation eines Marathon-Events, welches der Läufer bei jedem Trainingslauf aktivieren kann. Mit dem Start des Trainings begrüßen zwei Kommentatoren unter Jubel den Läufer und geben wichtige Infos zur Challenge und zur Strecke. Die Strecke richtet sich nach den ausgewählten Gegnern. Dies bedeutet, dass die Strecke durch das Training vordefiniert ist. Der Läufer rennt die Strecke entlang, die er in den vergangenen Trainingsläufen gelaufen ist. Er wird in eine Wettkampfsituation gestellt und muss anhand seiner körperlichen und seelischen Voraussetzungen entscheiden, welche Ziele er hat. Während des Laufes beschreiben die Kommentatoren seine Position, wer vor oder hinter ihm ist. Dies wird gleichzeitig auch im Display der App angezeigt. Das Ziel des Wettkampfes kann der Läufer sich selbst stellen, jedoch muss er beachten, dass er ein Leistungsprofil besitzt, welches mit dem Wettkampf aktualisiert wird.
Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi der das Prinzip des Flows, in seinem Buch „Flow. Das Geheimnis des Glücks“ beschreibt, hält das Ausführen von Tätigkeiten im Einklang mit der Umwelt und den eigenen Vorlieben und Abneigungen für sehr motivierend. Vor allem muss eine Balance zwischen Herausforderungen und Fähigkeiten bestehen. Er konstatiert, dass überfordernde Aufgaben Stress und Frust erzeugen. Aufgaben, die diese emotionalen Zustände erzeugen, veranlassen den Spieler, das Spiel abzubrechen, genauso wie unterfordernde Aufgaben zu Langweile führen (vgl. Piasecki, 2016, S 238).
Durch das Leistungsprofil mit dem persönlichen Ranking wird der Läufer initiiert zu trainieren und somit sein Ranking zu verbessern. Das Ranking orientiert sich an der Anzahl der Pokale, die ein Läufer gewonnen hat. Die Pokale sind in vier Kategorien eingeteilt. Es gibt Pokale und Belohnungen für Distanz, Dauer, Verbrennung und Medaillen. Die Challenge bzw. das Training liefern somit verschiedene Arten von Punkten und ermöglichen es dem Läufer, sein Leistungsprofil zu verbessern. Während der Challenge jedoch hat der Läufer die Möglichkeit, zwischen Überforderung oder Unterforderung selbst zu manövrieren, da sowohl gute Plätze als auch schlechte von Vorteil sein können. Auch wenn keine guten Zeiten und Leistungen erbracht wurden, hat der Läufer trotzdem die Strecke und die Dauer des Trainings absolviert und kann sich an Punkten im Leistungsprofil erfreuen.
Natürlich ist nicht jedes Training ein Wettkampf. GeeksRun bietet darüber hinaus auch ein einfaches Training an, welches auch im Leistungsprofil berücksichtigt wird. Somit werden auch andere Motive wie Naturnähe, Ruhe oder Leistungstraining berücksichtigt.
Zwei weitere Features können während der Challenge eingeschaltet werden und dienen als zusätzliche Unterhaltung und Motivation. Sowohl der GeoPlayer als auch der Musikplayer (beide sollten jedoch nicht parallel laufen) versuchen, das Sportevent mit Musik zu untermalen. Der wesentliche Unterschied besteht in der Anfertigung und Ausführung der Titellisten. Während der Musikplayer wie gewohnt auf einen Musikordner zeigt und die Möglichkeit besteht, eine Titelliste zu erstellen, ist die Anfertigung einer GeoPlayer-Liste etwas umfangreicher, jedoch gleichzeitig auch gezielter. Die Musiktitel werden mithilfe von Geopunkten festgelegt. Der GeoPlayer Edit verbindet ausgewählte GeoPunkte mit Musiktiteln im referenzierten Musikordner. Läuft der Sportler über einen dieser Punkte, startet der internen Musikplayer den eingespeicherten Musiktitel. Ausgelöst wird dieser GeoPlayer-Eintrag innerhalb eines Auslöserbereichs.
Irgendwann kommt jeder an, auch für diese Situation ist GeeksRun vorbereitet. Neben der Platzdurchsage oder Medaillenübergabe durch die Kommentatoren, der Begutachtung der gelaufenen Werte mithilfe der Rundenanzeige und der grafisch-statistischen Darstellung gibt es auch die Möglichkeit, das gerade gelaufene Training zu simulieren. Das sogenannte Replay ist ein Teil der Ansicht „Karte“ und ermöglicht es, den gespeicherten Trainingslauf optisch und wieder mit den beiden Kommentatoren gegeneinander antreten zu lassen. Somit können Erlebnisse und Erfahrungen nicht nur wiedererkannt, sondern das eigene Training im Ganzen rezipiert werden. Sowohl die guten als auch die schlechten Trainingsläufe werden im Replay simuliert und stellen ein für sich lebhaftes Event dar.
Insgesamt kann man sagen, dass GeeksRun gute Unterhaltung, Spielspaß und Training miteinander verbinden will. Um den Läufer zu motivieren, versucht die App übermäßige Frustration oder Langeweile zu vermeiden, indem sie individuelle Wettkampfmaßstäbe und -aufgaben an den Läufer heranträgt und diese rückkoppelt an einen allgemeinen vom Entwickler festgelegten Maßstab. Die Leistungskurve, die erbracht werden muss im Ranking ist exponentiell, das heißt anfänglich kann man im Ranking relativ schnell Punkte und Pokale sammeln, nach einer Weile ist jeder Pokal ein hart-, aber wohlverdientes Ziel. Die Pokale sind so angelegt, dass ersichtlich ist, welche guten Leistungen der Läufer bereits erbracht hat. Der Spielspaß endet somit nicht nach ein paar Läufen, Tagen oder Wochen. Je länger die App genutzt wird, desto beeindruckendere Leistungen erzielt der Spieler, was wiederum eine positive Rückmeldung vom sozialen Umfeld erwarten lässt.
Demnächst wird die erste Version von GeeksRun im GooglePlay Store für einen kleinen Preis erhältlich sein.
Autor: David Hernandez
Quellennachweis: Stefan Piasecki: „Erlösung durch Vernichtung? Religion und Weltanschauung im Videospiel. Eine explorative Studie zu religiösen und weltanschaulichen Ansichten junger Spieleentwickler“, Kassel university press GmbH, Kassel, 2016.